Der Zauberwald
(der Beginn eines Abenteuers...Teil 3)

Molly die weise Eule

Ben stand auf und schüttelte sich die restlichen Blätter vom Leib. „Einen Wunschbaum gibt es hier…“, flüsterte er gedankenversunken vor sich hin. „Na los, Ben!“, rief ihm Anea ungeduldig zu und streckte ihm ihre kleine Hand entgegen. Zusammen machten sie sich auf den Weg. Fips flog ganz dicht an Bens Schulter. Der Wald roch immer noch ganz frisch und der Tau auf den Blättern glitzerte in der Sonne. Etwas Magisches schien in der Luft zu liegen. Ben staunte nicht schlecht ab all den wundersamen farbenprächtigen Pflanzen und den stattlichen Bäumen, die er sah. Dieser Wald war so ganz anders als der, den er von zu Hause her kannte. Er war ihm irgendwie vertraut und er wusste, er brauchte hier keine Angst zu haben. Im Zauberwald gab es Bäume, die aussahen, als hingen flauschige Wattepommel an ihren Ästen.
Und da, da war es wieder… dieses geheimnisvolle Glitzern und Funkeln. Ben war stehen geblieben, den Mund weit offen vor lauter Staunen. „Anea, was ist denn das?“ Ben stand vor einer wundervoll leuchtenden Blume, die in den schönsten Farben erstrahlte und konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen. So etwas schönes hatte er noch nie gesehen. Sie schien geradezu zu funkeln und Ihr Glanz strahlte hell. „Oh, das ist eine Zauberlilie. Sie hat ganz besondere Kräfte. Aber das erklär ich Dir ein anderes mal. Nun komm, Ben!“ Ben wäre gerne noch länger geblieben, doch Anea zog ihn ungeduldig weiter. „Wir müssen uns beeilen. Es ist nicht mehr weit!“
„Na mal nicht so schnell! Wo wollt ihr denn so eilig hin?“ Eine tiefe Stimme liess die drei zusammenzucken! Ben schaute sich erschrocken um und entdeckte eine etwas zerzauste Eule auf dem Ast eines knorrigen Baumes. „Oh hallo Molly!“, begrüsste Fips die Eule, die sie nun mit beiden Augen über Ihren dicken Brillenrand hinweg kritisch musterte. Die Brille sass etwas schief auf Mollys Schnabel, doch das schien sie nicht zu stören. „Ach Du bist es Molly…Hast Du mich erschreckt. Wir sind auf dem Weg zum Zauberbaum! Stell Dir vor, wir haben einen Menschenjungen in unserem Zauberwald!“ Aneas Stimme überschlug sich fast vor freudiger Aufregung.
„Ja davon habe isch schon gehört! Zum Zauberbaum wollt ihr? Hast Du dir denn gut überlegt, kleiner Ben, was Du dir vom Zauberbaum wünschen wirst? Es sollte ein wirklich wichtiger Wunsch sein, wenn Du ihn dem Zauberbaum anvertraust. Und er kann auch nicht zurück genommen werden.“ Ben schauderte etwas bei Mollys Worten. „Ja….Ja, das habe ich!“, stammelte Ben doch etwas unsicher.
Da fuhr die Eule fort. „Kennt ihr denn die Geschichte der drei Tierfreunde? Nein? Dann werde ich Euch erzählen was die 3 Freunde sich vom Wunschbaum gewünscht haben.“ Gespannt setzten sich Ben, Anea und Fips auf das weiche Moos und lauschten den Worten der weisen Eule.
„Es waren einmal drei gute Freunde, der Löwe, die Giraffe und der Panda“, begann die weise Eule zu erzählen….
„Ach, was wäre, wenn ich so gross und elegant wie die Giraffe wäre? Hätte ich doch einen kleineren Bauch und kleinere Füsse, so wie mein Freund der Löwe.“ Seufzte der kleine Panda. „Ach mein kleiner Panda“, entgegnete ihm seine Mama und strich dem Panda liebevoll über den Kopf. „Genau so wie du bist, bist Du perfekt!“
„Mir gefallen meine braunen Flecken und mein kurzes Fell einfach irgendwie nicht mehr! Was würde ich dafür geben, so ein flauschiges Fell, wie das des Pandas zu haben. Und auch meinen Hals finde ich einfach viel zu lang. Ein Hals, wie der des Löwen, würde mir gefallen.“, seufzte die kleine Giraffe. „Oh, mein liebes Kind!“, sagte der Papa Giraffe zu seinem Mädchen, „genau so wie Du bist, bist Du perfekt!“
„Oma, weshalb habe ich so kurze Beine? Hätte ich doch Beine, wie die der Giraffe! Dann könnte ich viel schneller umher springen.“ seufzte der kleine Löwe. Mein Kind, genau so wie du bist, bist Du perfekt“, entgegnete ihm Oma Löwe.
Doch das reichte den drei Freunden nicht, uns sie beschlossen, den Wunschbaum um Hilfe zu bitten. „Überlegt euch gut, was ihr Euch wünscht!“, hatte sie der alte knorrige Baum noch ermahnt. „Nicht jede Veränderung kann Euch glücklich machen“ sagte der Baum. „Ach papperlapapp“, dachten sich die drei Freunde, „Wir wissen schon, was wir uns wünschen!“, entgegnete ihm der Panda. So flüsterte jeder einzelne dem Baum seinen Wunsch zu… Nichts geschah! Doch dann wehte plötzlich ein starker Luftzug um die Ohren der Tierkinder und liess die Blätter des Baumes wild im Wind auf und ab tanzen. Die Blätter wechselten die Farbe und schillerten in den schönsten Regenbogenfarben. Die Tierkinder schlossen die Augen, um nicht vom Licht, das sie umgab, geblendet zu werden. „Ob meine Wünsche tatsächlich in Erfüllung gehen?“, fragte sich der Panda halb laut und blinzelte zur Giraffe, die nun keine Giraffe mehr war! Sie war nicht mehr gross, sondern hatte einen ganz kurzen Hals und ihr Fell war nun flauschig weiss mit schwarzen Flecken. Sie sah so ganz anders aus.
Auch der Löwe hatte sich verändert. Anstelle seiner kräftigen Beine besass er nun lange Stelzen, mit denen er aber so gar nicht mehr laufen konnte. Dicke Tränen kullerten dem Löwen über die Wangen. Er hatte nun lange Beine, aber das alles passte so gar nicht zum mächtigen Tier, dass er gerne sein wollte.
Und dann viel dem Panda ein, dass er sich ja auch etwas gewünscht hatte. Oh Schreck! Der Panda schaute langsam an sich herunter und musste feststellen, dass er schneeweiss und so gross und dünn wie einst die Giraffe war. Seine Füsse waren klein, wie die des Löwen.
Der Baum leuchtete nun nicht mehr. Es war wieder still geworden im Zauberwald. Die Tierkinder konnten es nicht glauben und waren mit dem Ergebnis so gar nicht glücklich. „Was haben wir nur getan?“, fragte die Giraffe laut. „Ich kann mit dem kurzen Hals ja gar keine Blätter mehr von den Bäumen fressen.“ „Und ich kann mit diesen langen Beinen nicht mal mehr rennen!“, schluchzte der Löwe. Der Baum wandte sich an die drei Freunde: „Und, seid ihr mit dem Ergebnis denn nicht zufrieden? Ist es nicht das, was ihr wolltet?“ „Nein…“ sagten alle drei ganz leise und traurig. „Nichts ist so, wie wir es wollten. Bitte lieber Wunschbaum, hilf uns, damit wir wieder so aussehen wie vorher!“
„Nun, das war aber genau das, was ihr Euch gewünscht habt!“, entgegnete der Baum und schloss die Augen. Er schien lange zu überlegen, bevor er antwortete. „Nun ja, so sei es! Ich mache Euren Wunsch rückgängig, wenn ihr mir mitteilen könnt, was ihr daraus gelernt habt.“ Die drei schauten sich an, überlegten lange und waren sich schliesslich einig: „Wir wissen nun, was unsere Eltern gemeint haben, als sie sagten „So wie du bist, bist du perfekt!“
Mit dieser Antwort war der Baum zufrieden und schenkte den drei Freunden wieder ihre ursprüngliche Gestalt. Überglücklich machten sich die Giraffe, der Löwe und der Panda auf den Weg nach Hause.
Die weise Eule schaute Anea, Fips und Ben über ihren Brillenrand hinweg an, als die Geschichte zu Ende war. „Bist Du dir immer noch sicher, was Du dir wünschen möchtest, lieber Ben?“ „Ja, das bin ich…Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche!“ antwortete Ben leise aber bestimmt. Dann macht euch jetzt auf den Weg und grüsst mir meinen alten Freund, den Wunschbaum!“ Molly reckte und streckte ihr Flügelkleid und erhob sich in die Lüfte.

Fortsetzung folgt...


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